Märklin Klassiker im Vergleich
Den meisten dürfte die E94 wohl als Märklin Kindheitstraum mit der Nummer 3022 als das deutsche Krokodil in Erinnerung sein. Ein echter Nasen-Plattdrücker in den Sechzigern, wenn er denn mal in einem Schaufenster zu sehen war. Deshalb dachte sich Märklin, im Jahr 2018, dass dieses Modell in die ständig beim Händler verfügbare Reihe der Klassiker gehört. Also ständig heißt für den Sammler dieser "Hall of Famer" ja so etwas wie immer und ewig.
Nun ist es aber dann wohl doch nicht so gekommen und die E94 mit der Artikelnummer 39227 ist meines Wissens das erste Märklin-Klassiker Modell, welches auch schon wieder das Sortiment verlassen hat. An seine Stelle tritt nun wohl die 110,00 Euro teurere E194 mit der Nummer 39990 als Neuerscheinung. Das Modell ist dann eben EP4 und natürlich als komplette Neukonstruktion deutlich filigraner ausgestattet. Zudem hält sich die Lok an die NEM Standards. Eine Preisdiskussion soll nicht stattfinden, doch es ist schon interessant, dass ein als Märklin-Klassiker angekündigtes Modell einfach so verschwindet. Mit 349,99 Euro EVP handelte es sich ja um ein preiswertes Modell, welches einfach in jede Sammlung gehört und auf der Anlage zuverlässige Dienste verrichtet - Dazu später mehr.
Wenn ich Märklin richtig interpretiere sollten da so etwas wie Modelle für die Ewigkeit aufgelegt werden, die die der Tradition der robusten Lokomotiven und Wagen der 60er und 70er Jahre folgen. Dazu gehörte eben auch jener Kindheitstraum (neben dem Schweizer Krokodil) von einer 94er. Das Schweizer Krokodil wie wir es als Artikel 3015 kennen, hat bisher nicht den Weg in diese Reihe gefunden und eben jenes deutsches Krokodil ist bereits wieder verschwunden.
Im Jahr 1964 brachte Märklin das Modell 3022 auf den Markt und schuf damit einen echten analogen Klassiker, der 6 Versionen erleben durfte und bis 1981 in jedem Katalog aufgetaucht ist - eine wahre Märklin Legende eben. Die Lok kam mit der Bezeichnung E94 276 auf die heimische Anlage und war beheimatet im BW Würzburg. Schon das damalige schwere Guss-Modell konnte mit einem filigranen Dachgarten überzeugen. Genau wie das aktuelle Modell kam es auf 21cm Länge über Puffer, die im Gegensatz zum aktuellen Modell mit weißen Ringen verziert waren. Überhaupt war das Modell schon damals äußerst fein detailliert mit seinen angesetzten Griffstangen. Die damalige analoge Version hatte beidseitig ein Dreilicht Spitzensignal und war auf 3 Achsen angetrieben.
Schon in den Sechzigern hatte die Lok durch ihr Eigengewicht und die 4 Haftreifen eine ungeheure Zugkraft. Im Katalog von 1965 schreibt Märklin schon etwas zum Vorbild, dessen Leistung man für die Modellbahn umsetzen wollte: "Von der schweren Güterzuglokomotive E 94 befinden sich 124 Exemplare im Bestand der DB. Mit ihren 6 Fahrmotoren, deren Stundenleistung 3240 kW, etwa 4400 PS beträgt, erreicht sie eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h und eine maximale Anfahrzugkraft von 37 t. Ihr Gesamtgewicht beträgt 120 t."
Im Gesamtkatalog 2019 erscheint die E94 als Epoche 3 Maschine mit der Betriebsnummer E94 062 dann als sogenannter dauerhaft verfügbarer Klassiker. Auf den ersten Blick denkt man wirklich an das Modell 3022, auch wenn beide grundverschieden sind und das nicht nur wegen der inneren Werte. Hier werkelt jetzt ein extrem leiser und feinstufig fahrbarer geregelter HLA. Dieser wird von einem mfx+ Decoder angesteuert. Der Sound ist wirklich gut getroffen und bildet eingeschaltet in Verbindung mit der Anfahrverzögerung ein realistisches akustisches Bild. Die Vielzahl an weiteren Funktionen bringt schon eine Menge Spaß und wer es auf die Spitze treiben möchte, der kann "realistisch" mit seiner CS3 im Spielwelt Modus das gute Stück über die Anlage bewegen.
Optisch unterscheidet sie sich bis auf den metallenen Körper dann doch recht deutlich durch die roten Pantographen und die die roten Anbauteile im filigranen Dachgarten. Auffällig ist natürlich auch, dass man mit den brünierten Achsen und Griffstangen ein zeitgemäßes Aussehen geschaffen hat. Auch der Dachüberstand vorne ist natürlich ein sehr markantes Unterscheidungsmerkmal. Störend wirken wieder einmal die recht hellen sehr weißen LED. Wie bei der Urahnin sind die Fenster der Fahrstände durchsichtig und man kann den Antrieb sehen, was bei Detailaufnahmen natürlich störend wirkt. Beim Nachfolger 2022 ist dieser nicht mehr zu sehen.
Im Fahrbetrieb hat sich das als Gebraucht gekaufte Modell phantastisch eingeführt. Selbst an der viel zu steilen Steigung auf der Anlage zieht die 94 mühelos ganze Wagenkolonnen.
Zusammenfassend muss man sagen, dass wer sich dieses Modell zugelegt hat, durchaus eine gute und vor allem preiswerte Wahl getroffen hat. Schade, dass die E94 aus der Klassiker Reihe ausgeschieden ist. Die 2022er Neuheit erfordert schon einen tieferen Griff in den Geldbeutel. Ob dieser sich lohnt, müsste man bewerten, wenn man die Investition tätigt.