Märkliner

Wie aus einem Trixer ein Märklinist wurde

Alles begann an einem Heiligabend im Jahr 1969. Ich hatte mich vor lauter Aufregung, dass der Weihnachtsmann nun bald kommen würde bereits mehrfach übergeben und stand vor der Wohnzimmertür. Endlich hörte ich Stille Nacht von einer Schallplatte auf der elterlichen damals hochmodernen Kompaktstereoanlage schallen. Die erste Mondlandung war im Sommer diesen Jahres gelungen und in mir brannte schon in diesem zarten Alter das Feuer für die Raumfahrt und nur Minuten nachdem die Tür sich öffnete auch für die Modelleisenbahn.
Da stand doch tatsächlich eine echte elektrische Eisenbahn unter dem Tannenbaum. Sogar mit zwei Lokomotiven. ich kam aus dem Staunen wohl nicht mehr heraus. Okay, die war gebraucht, was aber der Faszination keinen Abbruch tat.

Mit der Baureihe 24 fing alles an

Was gab es da? Einiges an Gleismaterial eine Dampflok (BR24) und eine Diesellok (V200) dazu ein schwerer grüner Trafo, was denn auch sonst würde man heute sagen. Dazu der Bahnhof Zindelstein von Faller und was das Verrückteste an dem ganzen Konvolut war, es war auch eine „Rennbahn“ dabei. Faller AMS. Toll! Nochmal übergeben und danach 38 Grad Fieber.

Die Freude währte allerdings nicht allzu lang, denn Vater und ein Freund hatten beschlossen in einem Zimmer des Hauses die Anlage auf einer Platte sehr professionell für die damalige Zeit aufzubauen. Ständig fragte ich, wann ich denn nun Züge fahren lassen kann. Die Antwort war immer die Gleiche – Du must Geduld haben, Ralf. Sowas dauert sehr lange und man muss sehr vorsichtig damit sein. Naja, die Anlage wurde letztendlich nie fertig gestellt. Spielen durfte ich an Anlage von Kumpels, bei meinem Großneffen und manchmal konnte ich mir die Trix im Hauptbahnhof ansehen und meine Mutter gab mir 50 Pfennig, damit ich ein paar Runden drehen konnte.

Die Freiheit kam erst mit einem Umzug von der Stadt auf´s Dorf. Mit etwa 8 Jahren hatte ich ein Zimmer unter dem Dach. der Dachboden war gleich nebenan und dort fand ich zwei Böcke und eine alte Rigips Platte, die die Basis meines Kindertraums werden sollte. Nun hinderte mich nichts mehr daran eine Anlage zu bauen, die die große Bahn nachempfinden sollte. Einzig der grüne Trafo versetzte mich immer wieder in Angst und Schrecken. Das Teil hatte die schlechte Angewohnheit ordentliche Stromschläge zu verteilen. Naja und die alten Pappgleise von Trix waren natürlich auch nicht optimal. Aber für 2 Mark Taschengeld gab´s halt nicht viel, es sei denn…

Es sei denn Opa hat ein Spielwarengeschäft. Ich lebte im Paradies, in dem man die Früchte zwar betrachten durfte, aber nicht davon essen. Wie gemein! So stand ich dann oft mit meinem allerbesten Bettelgesicht vor Opa und fragte: „Darf ich so einen haben?“ Gemeint waren meist Häuserbausätze von VauPe oder Landschaftsbaumaterial.

Mit 14 hat man Träume

Wir zogen Ende der Siebziger in die Wohnung über eben jenem Spielwarengeschäft, mein Taschengeld wurde erhöht und ich hatte wieder ein Zimmer unter dem Dach. Jetzt, da mir mehr Fläche zur Verfügung stand konnte ich endgültig meine Träume verwirklichen. Naja, eben im rahmen des ständig knappen Taschengeldes. Es gesellten sich allerdings einige Trix Express Teile dazu, da es noch Restbestände gab und das Sortiment im elterlichen Geschäft aufgegeben wurde. Zu kostspielig war das Sortiment und die Nachfrage gering, da man mittlerweile im Fachgeschäft in der großen Stadt kaufte. Außerdem war nun die Spur N in aller Munde. So auch bei einem Schulfreund, den ich ständig zu H0 bekehren wollte. Er fuhr seinerseits Minitrix und stand darauf sich abenteurliche Achterbahnen zu kaufen. Dennoch war sein Fuhrpark bemerkenswert und bei mir schwang wohl auch etwas Neid mit.

Viel weißer Gips, denn Streumaterial kostet Geld

Sei´s drum, ich schwor auf Trix Express und der Fuhrpark wuchs. Neben einer 52er aus dem Bestand des Spielwarengeschäftes lief noch eine gebrauchte 80er mit. Hinzu kam eine rote v36, die mein ganzer Stolz war, hatte ich sie doch von meinem ersten Schülerjob bezahlen können. Später kam noch die E140 hinzu, die auf den kürzlich aufgetauchten Bildern zu sehen ist.

Berge müssen richtig hoch sein.

Mit etwa 16 Jahren wurde es mir wohl peinlich eine Modelleisenbahn im Zimmer zu haben. Mädels ließen sich eher mit einer gut sortierten Schallplattensammlung, einer Tasse Jasmin Tee und Räucherstäbchen beeindrucken. Die Bahn wanderte in den Umzugskarton, ich wurde älter und hatte bald selbst 2 Jungs. Die erste Ehe ging in die Brüche und ich zog in eine kleine Wohnung, die für die Jungs ein Zimmer vorhielt. Hier lässt sich doch was auf 2 Quadratmeter machen, oder? Jungs, wollt ihr mit Papa die Eisenbahn aufbauen? Ich hab keine Ahnung, ob sie wirklich wollten, aber fasziniert waren sie schon. Nur so richtig funktionieren wollte alles nicht mehr. An Neuanschaffung war jedoch nicht zu denken. das Geld war zu knapp und es musste alles mit Bordmitteln hergerichtet werden.

Im Jahr des Sommermärchens von 2006 lernte ich meine jetzige Frau kennen und wir zogen in ein Reihenendhaus mit großem Dachboden. Die Jungs waren regelmäßig bei uns und so kam es wie es kommen musste. Die Kartons wurden wieder ausgepackt und das Fieber wurde wieder neu geweckt. Nun ist so ein alter Dachboden nicht der richtige Ort für eine antike, aber es reichte um Pläne zu schmieden. Mittlerweile interessierte sich mein Ältester doch ein wenig mehr für das Hobby und geriet in die Fänge zweier konkurierender Modellbahnhändler in der Stadt. Zweileiter oder Dreileiter? Er war zwischen die Fronten der Glaubenskrieger geraten und hatte Zuhause eine Trix Express Anlage stehen, für die man nur noch bei eBay Material bekam. Warum dann nicht bei eBay das ganze Zeug verkaufen und neu starten. Das ganze Ausstattungsmaterial konnte man ja behalten, das war noch gut.

Etwa 2009 fing ich an alles einzeln in Auktionen zu versteigern. Mir war klar, dass ich so einen deutlich höheren Preis erzielen würde. Allein die 52er war trotz Getriebeschäden und des desolaten Zustands ein kleines Vermögen wert.  In jungen Jahren hab ich Märklin nie als Option gesehen. Allein die M-Gleise waren mir schon ein Gräuel und dann die groben Abbilder vom Vorbild – Nein! Das war einfach nicht richtig. Da lebte ich lieber mit dem durchgehenden Mittelleiter aber schöneren Modellen. 2009 sah die Welt allerdings ganz anders aus. Digitale Steuerung, tolle Details, realistischere Gleisbettung und sogar Sound. Das Miniaturwunderland im Kopf begab ich mich mit meinem Sohn zum Händler meines Vertrauens, der Modellbahnstation Oldenburg.  Ich beging Blasphemie und setzte den Verkaufserlös für eine digitale Startpackung mit Mobilestation und einem Zug mit BR81 ein. Ich wurde nun Märklinist. Mein Schwager hatte noch einiges an Gleisen hinzugesteuert, die er übrig hatte. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Kinder zogen aus und ein größeres Platzangebot lockte. Die Grundsteinlegung für die Anlage Katzbach war erledigt.

Das bisher letzte Kapitel der Geschichte ist die Erkenntnis meines offen hervortretenden Suchtverhaltens, was durch die 2020er Pandemie und den Lockdown seinen bisherigen Höhepunkt im Kauf eines Koll Katalogs gefunden hat. Dieser ist freilich nicht so teuer wie der Kauf der Central Station 3, aber zeigt wohl das ich dem Märklinfieber vollends erlegen bin.

An dieser Stelle ist es Zeit meiner Frau zu danken, die mit viel Verständnis mein Hobby unterstützt. Sie steuerte im Übrigen auch den Namen „Katzenbach“ zur Anlage bei.  Meinen Söhnen, die es akzeptiert haben, dass der Papa das eigentliche Kind ist und wohl deshalb auch anderen Hobbys nachgehen. Fehler wiederholen sich halt und es ist fast wie ein Déjà Vu. Warten wir´s ab, bis sie selbst Kinder haben.

Zur Entstehung von Katzenbach geht´s hier lang 

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